CDU Kreisverband Ostprignitz-Ruppin

Politiker fordern Rückkehr zur Familienreservierung bei Bahn

Das Handelsblatt hat Sebastian Steineke in seiner Funktion als Verbraucherschutzbeauftragter, zu den aktuellen Problemen der Deutschen Bahn befragt. Hier findet ihr den Artikel und Fragen und Antworten:

 

Foto: Tobias KochFoto: Tobias Koch

Wie beurteilen Sie die Lage der Bahn aus Verbrauchersicht? 

Die Lage der Bahn ist aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher unbefriedigend. Verspätungen, Zugausfälle und unzureichender Service erschüttern das Vertrauen vieler Fahrgäste seit Jahren massiv. Bahnfahren wird aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger in Teilen immer mehr zur „Lotterie“, bei der nicht klar ist, welche Verbindung heute Verspätung hat oder gar ausfällt. Auch die Kommunikation bei größeren Bauvorhaben – beispielsweise bei der Sanierung der Strecke zwischen Berlin und Hamburg - war zuletzt ausbaufähig. Die Bahn muss endlich wieder zuverlässig, pünktlich und kundenfreundlich werden. Gerade in Zeiten, in denen die Mobilitätswende eine zentrale Rolle spielt, darf sich ein staatseigener Konzern solche Schwächen nicht leisten. 

Welche Aufgaben müssen künftig unter einer neuen Bahnführung besonders im Fokus stehen? Könnte zum Beispiel eine erste vertrauensbildende Maßnahme sein, dass der neue Bahnvorstand die Abschaffung der Familienreservierung zurücknimmt? 

Im Mittelpunkt stehen muss wie gesagt die Verbesserung von Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Service. Die Fahrgäste erwarten zu Recht, dass die Bahn ihre Kernaufgaben erfüllt. Ein neuer Bahnvorstand sollte ein klares Signal an die Kundinnen und Kunden senden – die Rücknahme der umstrittenen Abschaffung der Familienreservierung kann ein solches, erstes Zeichen sein. Entscheidend ist jedoch: Die Bahn braucht eine Führung, die konsequent die Perspektive der Fahrgäste einnimmt und damit den Fokus auf Pünktlichkeit, Qualität und Preisstabilität des Angebots legt.

Wäre es darüber hinaus geboten, dass es künftig Qualitätskontrollen durch unabhängige Dritte für die Bahn gibt – sollte sich der Verkehrsminister dafür einsetzen? 

Unabhängige Qualitätskontrollen können eine sinnvolle Ergänzung bestehender Aufsichtsmechanismen sein. Der Staat darf nicht einfach Milliarden für die Deutsche Bahn zuschießen, ohne sicherzustellen, dass sie auch ihre Aufgaben erfüllt. Klare Zielvereinbarungen, Transparenz und Kontrollen sind notwendig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Hier steht natürlich auch der Bund als Eigentümer in der Verantwortung. 

Hoffen Sie auf Verbesserungen in punkto Entschädigung von Reisenden bei Zugverspätungen? Etwa, dass künftig bereits ab 30 Minuten Verspätung eine Entschädigung gezahlt wird – und die Entschädigung automatisiert stattfindet? 

Die bestehenden Entschädigungsregeln sind ausbaufähig. Hier kann in punkto Digitalisierung und automatischer Verfahren noch nachgelegt werden. Zuallererst muss aber das Ziel sein, dass die Bahnen wieder pünktlicher fahren. Anschließend könnte man auch über eine Absenkung der Schwelle von 60 auf 30 Minuten Verspätung nachdenken, um ein Zeichen zu setzen, dass die Bahn ihre Verantwortung gegenüber den Reisenden ernst nimmt. 

Was muss ein Bahnchef oder eine Bahnchefin können? Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Anforderungskriterien? 

Die neue Bahnspitze braucht Managementerfahrung, Durchsetzungsstärke und den Willen, die Bahn grundlegend zu reformieren. Es wird immer deutlicher, dass in den nächsten Jahren viele wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der Bahn zu treffen sind. Betriebswirtschaftliche Kompetenz ist dabei ebenso wichtig wie ein Gespür für die Bedürfnisse der Fahrgäste. Vor allem aber braucht es Führungsqualität: eine klare Strategie, Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.